Presseartikel

11.09.2007 Viele Blicke verfolgen die Kunstflieger

presse_2007_09_11.jpgSuedkurier - Kirsten Johanson

Luftfahrt-Freunde sind am Sonntag in Pfullendorf voll auf ihre Kosten gekommen. Historische Doppel- decker, Motor- und Segelflieger, Hubschrauber und Modellflugzeuge sorgten für Begeisterung.
Fallschirmspringer zeigten ihr Können und vor allem die Kunstflug-Piloten ließen die Zuschauer am Boden staunen. Der Flugsportverein Pfullendorf konnte sich über rund 5000 Festival-Besucher freuen.

Pfullendorf - Nach den alten Autos, Motorrädern und Traktoren standen am zweiten Tag des Oldtimer-Festivals die Fluggeräte im Mittelpunkt - vom "Grunau-Baby", einem Original-Sperrholz-Segelflugzeug aus dem Jahr 1944, über die sowjetische "JAK 52" bis hin zum motorisierten Hängegleiter. Am Programm nahmen etwa 25 Flugzeuge teil, erklärte Manfred Wehrmann, der für die Organisation im Bereich Luftfahrtzeuge verantwortlich war. Trotz schlechten Anreisewetters kamen rund 70 Gäste mit dem eigenen Flugzeug. Die Oldtimer zu Lande und zur Luft lockten am Wochenende rund 5000 Besucher auf den Flugplatz.


Eröffnet wurden die Vorführungen vom Zollern-Fallschirmspringerteam. Vier Männer hoben mit Pilot Volker Bau in einer "DO 27" ab, um sich kurz darauf zum Kappenrelativ aus dem Flugzeug zu stürzen. "Am offenen Schirm bilden wir einen Viererstapel", erklärte Springer Klaus Schambach.

Ab 14 Uhr hieß es immer wieder: Kopf in den Nacken, Handfläche als Blendschutz an die Stirn - und staunen. Zum Beispiel, wenn sich Werner Grammel aus Albstadt mit seiner "Extra300" steil in den Himmel schraubte, gerissene Rollen vollführte oder im Rückenflug über den Flugplatz sauste. Der 67-jährige Ex-Steuerberater machte den Himmel zu einem Spielplatz für sich und seine blau-rot lackierte Maschine. Joachim Diesing aus Meßstetten kommentierte das Geschehen in der Luft. Seit Jahren schlüpft er bei Flugtagen in die Sprecherrolle. Als ehemaliger Fluglehrer und passionierter Segelflieger war er der richtige Mann am Mikrofon.

Auch Uli Schell in seiner "Pitts Special" demonstrierte Figuren, die der Schwerkraft zu trotzen schienen. Negativ-Beschleunigung in Richtung Maisacker, Looping, Rolle - und nach der Landung keineswegs grün im Gesicht, sondern mit einem Lächeln aus dem kleinen Flieger kletternd.

Während die Kunstflieger bei den Zuschauern für Gänsehaut sorgten, ging es bei den Oldtimern der Lüfte um einiges gemächlicher zu. In Formation flogen sechs Bücker-Doppeldecker ihre Runden. Wie ein Mega-Insekt, allerdings mächtig dröhnend, brummte "Tante Anna" fast schon im Zeitlupentempo heran. Mit einer Spannweite von über 18 Metern ist die Antonow AN-2 der weltweit größte einmotorige Doppeldecker.

Den ganzen Tag über gab es Gelegenheit, sich am satten Sound der Stern-Motoren zu berauschen, die geparkten Flugzeuge aus der Nähe anzuschauen und mit den Besitzern zu plaudern. Etwa mit "Piper-Karle" aus Stuttgart: Karl Doerr, seit 26 Jahren Mitglied des Pfullendorfer Flugsportvereins. Wenn er in seinem Sportflugzeug "PA 1"8 abhebt, ist sein Maskottchen, der Plüsch-Pinguin Jonathan, stets dabei.

Dicht umlagert waren auch der zwölf Meter lange Hubschrauber der Bundeswehr und die ferngesteuerten Modell-Flugzeuge. Wer nicht nur zuschauen wollte, konnte selbst in die Luft gehen - oder zumindest bei den Pfadfindern bunte Papierflieger falten. Petra Mogg saß am Steuerknüppel des nostalgischen Doppeldeckers AN-2, der früher einmal im Besitz der Nationalen Volksarmee war und heute dem Mengener Luftfahrtunternehmen Donau-Air-Service gehört. Doch ein Rundflug in der Antonow schien in diesem Jahr nicht so viele zu reizen. Um so öfter hob der knallgelbe Robinson-Hubschrauber ab.

(Erschienen: 11.09.2007 Suedkurier.de)